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Lars Niestroy: «Man muss vielleicht etwas masochistisch veranlagt sein»

Schiedsrichter Lars Niestroy stellt sich im Talk auf rollhockey.de den Fragen von Herren-Bundestrainer Tobi Wahlen und spricht darüber wie Schiedsrichter mit den Reklamationen umgehen, wie er wahrgenommen werden will und was sein bisheriges Highlight war.

05.05.2020

"Normalerweise wäre ich nun in der Playoff-Zeit viel unterwegs", bedauert Niestroy, betont aber auch die Vorteile viel zu Hause bei der Familie sein zu können. Auch der Vater und der Bruder von Lars Niestroy sind im Schiedsrichterwesen tätig und leisten so viel wertvolle Arbeit im Verband. "Wir hatten das Interesse und den Spass und sind dem Sport so treu geblieben. Nicht jeder spielt bis 45. So sind mein Bruder und ich irgendwann unserem Vater gefolgt", schildert er die Beweggründe der Anfänge seiner Schiedsrichterkarriere.

 

Der Schiedsrichter als Blitzableiter

Im deutschen Rollhockey herrscht ein akuter Schiedsrichtermangel. Viele leisten an Wochenenden Doppelschichten. Niestroy sagt zur Problematik der fehlenden Schiedsrichter: "Ich glaube der Schiedsrichter hat in vielen Augen einen schlechten Stellenwert und wird nur als notwendiges Übel angesehen. So ist es schwer, neue Leute für das Schiedsrichterwesen zu begeistern", und ergänzt, "man muss die Leidenschaft und die Liebe zum Sport mitbringen, denn man wird nicht reich und muss viel Zeit opfern. Vielleicht muss man auch etwas masochistisch veranlagt sein. Während einem Spiel kriegt man viele Worte und Anfeindungen mit." Das sei manchmal recht schwer, dass man die Reklamationen nicht persönlich nimmt. "Wenn man dies aber an sich ranlässt und persönlich nimmt, ist man aus dem Spiel raus. Man kann sich nicht mehr konzentrieren und fängt an nachzudenken."

Durch Reklamationen und Beschimpfungen kann es auch vorkommen, dass Schiedsrichter die Reisslinie ziehen und mit dem Pfeifen aufhören. "In erster Linie liegt es auch am Schiedsrichter den Dialog mit Teams und Spielern zu suchen. Manchmal muss man auch so ehrlich sein und zugeben, dass man Scheisse gepfiffen hat. Das können aber nicht viele." Auf der anderen Seite sollten adie Vereine den Schiedsrichter in Schutz nehmen und dafür plädieren, dass er nicht als Roboter angeschaut wird und auch Fehler machen kann. "Ein Spieler verfehlt auch öfters das Tor."

 

"Der Schiedsrichter sollte als Autoritätsperson wahrgenommen werden"

Lars Niestroy lässt im Spiel viele Bemerkungen von Spieler und Zuschauer an sich abprallen, "aber irgendwann reicht es. Ich bin als Schiedsrichter auch eine Autoritätsperson." Alle Spieler spricht er konsequent mit dem Nachnamen an, um so eine emotionale Distanz zu schaffen. Auf dem Feld sei man eine Respektsperson und dürfe sich nicht klein machen und erniedrigen lassen. "Man muss zeigen, dass ich hier [als Schiedsrichter] entscheide und nicht du [Spieler] sagst, was ich tun muss.» Auf dieser Basis und je nach Stärke würde er dann auch Massnahmen von Ermahnungen bis hin zu blauen Karten ergreifen.

 

Die Unterschiede zwischen den Kategorien

Lars Niestroy pfeift von der Herren Bundesliga über die Damen bis zur Jugend und auch international bedeutende Spiele in allen Kategorien. Bei den Jugendspielen passe man etwas auf und schaue, was man ihnen noch mitgeben kann. "Eigentlich müsste man in der Jugend die besten Schiedsrichter pfeifen lassen, weil genau die den Jugendlich beibringen können, was sie später beachten müssen." Daher sei es wichtig, dass man auch in der Jugend nicht zu lasch pfeift, aber: "Man kann das eine oder andere schon mal durchgehen lassen, wenn man keinen grossen Nachteil sieht und es dem Spieler nachher noch erklären." Niestroy befolgt in der Jugend den Leitsatz: "Entweder kann man völlig regelkonform ein Spiel leiten oder man pfeift einem roten Faden entlang und behandelt beide Seiten gleich. Ich bevorzuge die zweite Variante."

 

Die Hektik von Portugal als grosses Highlight

2012 durfte Niestroy das Europameisterschaftsfinale Portugal gegen Spanien in Portugal leiten. "Ich wollte das zuerst gar nicht wahrhaben. Das war auch emotional schon sehr, sehr viel", blickt er stolz auf diese Ehre zurück. Im Turnier Jeder-gegen-Jeder brauchte Spanien im letzten Gruppenspiel ein Sieg zum Titel. Es stand Unentschieden bis sechs Sekunden vor dem Ende, als Spanien das Tor zum Sieg erzielen konnte. Mittendrin war Lars Niestroy: "Das war schon heftig. Ich musste mich sehr konzentrieren, würde aber auch heute noch alles genau so entscheiden. Das war das Spiel, das in meiner Karriere bisher noch nicht getoppt werden konnte."

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