Er hat grosse Erfolge als Trainer der deutschen Damen gefeiert. Er war als Spieler in Deutschland und Portugal aktiv. Mike Neubauer kommentiert in unregelmässigen Abständen für RH-News den Rollhockeysport aus seinem persönlichen Blickwinkel. Heute: "Wir haben ein neues Komitee!"
03.06.2020
Wir haben ein neues Komitee! Wir die europäischen Rollhockeyspieler und -spielerinnen! Und wie immer sind es Leute, die so viel mehr über Rollhockey wissen als wir, ganz einfach deshalb, weil sie aus den „wichtigen“ Ländern kommen, in denen das richtige Rollhockey gespielt wird. Schade. Ich denke, es ist wieder mal eine große Chance verpasst worden, unseren Sport auf demokratischere und damit gesündere Füße zu stellen. Und ich bin ehrlich, ich weiß nicht wie das Komitee des World Skate Europe gewählt wird, wer es bestimmt, oder ob es sich einfach selber wählt! Wer weiß das schon? Wir werden jedenfalls nicht gefragt!
Portugal und Spanien bestimmen alleine
Die Nationen Portugal und Spanien glauben weiterhin, dass sie diesen Sport alleine bestimmen können, so wie es schon immer gewesen ist. Wenn es ihnen hilft, dann akzeptieren sie manchmal noch Italien oder Argentinien als Mitspieler, aber mehr nicht. Sie schalten und walten wie es ihnen gefällt und die Geschichte zeigt uns, dass sie dabei ohne Kompromisse ihre eigenen Interessen vertreten, sonst nichts.
Das Auftreten von Funktionären, ihr Gebaren und vor allem ihre Entscheidungen haben seit jeher gezeigt, dass sie die schwächeren Nationen am liebsten aus dem Sport verbannen würden. Es ist ihnen zwar recht, dass auf einer Europameisterschaft mehr als drei Länder spielen, damit es nach ein wenig mehr aussieht, aber die Vertreter dieser Länder sollen bitteschön den Mund halten und froh sein, dass sie in der gleichen Halle spielen dürfen. Dieses Verhalten ist dumm und gerade in der heutigen Zeit viel zu kurz gedacht.
Der Antrag der Schweiz ist richtig
Der Antrag, den die Schweiz gestellt hat, zuerst einmal ein heterogeneres Komitee zu wählen, mit Vertretern aus den nördlichen Ländern, und im gleichen Zug noch über den Modus der Europameisterschaften nachzudenken, war richtig und zu Ende gedacht. Sicherlich ging es nicht darum den Antrag wortwörtlich durch zu bringen, sondern überhaupt erst einmal in ein Gespräch zu kommen. Ein Gespräch, in dem ALLE Nationen zu Wort kommen und ein Konsens gefunden wird, mit dem alle leben können, der allen hilft. Gespräche mit dem Ziel zu führen, unseren Sport nach vorne zu bringen, ihn besser zu machen, und damit auch interessanter für Presse und Sponsoren zu werden.
Leider ist alles rundherum abgelehnt worden, es ist noch nicht mal ansatzweise zu einem Gespräch gekommen. Diese Haltung wird den Sport Stück für Stück dem unausweichlichen Ende entgegenbringen.
Natürlich sind wir, die Underdogs, nicht unschuldig an der Entwicklung. Jahrelang haben wir uns nicht eingemischt, haben die da oben machen lassen. Auf den Europameisterschaften, dem besten Ort für ein Treffen, wurden unsere Länder von Menschen vertreten die weder Englisch noch Spanisch oder sonst eine Rollhockeysprache konnten. Es herrschte ein Desinteresse, die Meinung, man könne ja sowieso nichts ändern. So können wir auch nichts ändern. Sogar als der Weltverband von einem Deutschen geleitet wurde, hat sich die Situation keinen Deut verändert, eher war da Gegenteil der Fall: alles für die Gewinner, nichts für die Verlierer.
Ist das Komitee überhaupt wichtig?
Ich war auf einigen Sitzungen dabei. Selten wurde Englisch gesprochen, meistens Spanisch oder Portugiesisch, und eigentlich wurde immer nur klar, dass das Komitee wenig Ahnung hat, und somit komplizierte Fragen nicht beantworten wollte und konnte. Auf europäischer Ebene ist es genau das gleiche unprofessionelle Herumgebastel, wie das auf nationaler Ebene stattfindet. Nur gibt es eben mit Spanien und Portugal, und bedingt auch mit Italien, Verbände die noch viele Dinge im Alleingang lösen können. Deshalb ist das Komitee auch nicht so wichtig, solange es die Interessen dieser Verbände vertritt. Und diesen Zweck hat es immer perfekt ausgeführt!
Es ist unsere Aufgabe uns einzumischen, denen klar zu machen, dass wir mit ihrer Politik nicht einverstanden sind, dass wir mitsprechen wollen. Wir müssen ihnen ein Szenario vor Augen führen, in dem sie am Ende eine Euro mit drei Ländern spielen, da es sonst keine Verbände mehr gibt. Wir brauchen nicht nur Gespräche mit Spanien, Italien und Portugal, wir brauchen ihre Hilfe. Wir müssen von ihnen lernen wie man es richtig macht. Und die Topländer und deren Vertreter müssen verstehen, wie es in unseren Verbänden aussieht. Viele von denen glauben noch immer, dass Deutschland und die Schweiz reiche Länder sind – was stimmt – und dass auch im Rollhockey viel Geld bei uns zu verdienen ist - was nicht stimmt. Sie müssen verstehen, dass das europäische Rollhockey nur überlebt, wenn alle überleben! Sie brauchen uns, damit es wirklich einen europäischen Wettbewerb geben kann und diese Position sollten wir nutzen. Wenn zur nächsten Euro keins von den schwächeren Ländern fährt, sondern diese stattdessen einen Eurocup oder so etwas spielten, ohne Südeuropa, dann wäre dies für den Europäischen Verband ein Problem, und ein Signal, dass etwas passieren muss.
Es braucht Aktion und Geschlossenheit
Die gesamte Politik muss sich ändern, es muss ein Miteinander geben, nicht ein die da oben, wir hier unten. Aber dafür braucht es auch Aktion. Und Geschlossenheit. Nur so können wir eine gute Position bekommen. Hier stellt sich die Frage an Frankreich, ein Land dass eine Nähe zu Spanien und Portugal hat. Wären sie mit im Boot? Noch haben sie eine Generation von Spielern, die tatsächlich in den oberen Kategorien spielt, noch werden sie auf ausgesuchte Turniere eingeladen, aber was kommt danach? Bevor man in den Ring steigt, muss geklärt werden wer mitmacht. Das bedeutet, die Vertreter von Österreich, Holland, Belgien, Frankreich, Deutschland, England und der Schweiz müssen miteinander sprechen und sich einigen. Dann kann man mit World Skate Europe reden.
Dies halte ich für sehr schwierig, denn alle sind mit dem Rollhockey Sterben in ihren Ländern beschäftigt. Ich sehe aber genau hier den Ansatz: eine Verbesserung auf internationalem Niveau wird zwangsläufig zu Verbesserungen auf nationalem Niveau führen. Eine wirkliche Zusammenarbeit auf europäischer Ebene kann zu besseren Regeln, zu Hilfe bei Trainingsmaßnahmen, zu einem regen Austausch unter Trainern und Spielern führen. Und auch Vereinsführung, Verbandsführung, kann sich verbessern, wenn wir bereit sind voneinander zu lernen.
Deshalb appelliere ich an alle Vertreter der sogenannten kleinen Nationen: rauft euch zusammen, zeigt dem Komitee dass es so nicht geht! Mischt euch ein, und mischt mit! Wir alle sind Rollhockey, nicht nur der Süden Europas.
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