RH-News: Aus welchen Gründen bist du ursprünglich nach Japan gereist und was war das Ziel?

Michel Matter: Im Oktober 2019 bin ich nach Japan aufgebrochen für ungefähr eineinhalb Jahre. Mein Ziel war es, meine Freundin, welche in Tokio lebt, zu treffen, Japanisch zu lernen und zu reisen, Regionen des Landes zu entdecken, die ich noch nicht gekannt hatte.

Auf Instagram haben wir gesehen, dass du auch in Japan Rollhockey gespielt hast. War das bereits von Beginn an vorgesehen?

Nein, es war keines meiner Ziele, aber ich hatte wirklich die Möglichkeit, in Tokio Rollhockey spielen zu können. Erst als alle administrativen Unterlagen wie Visa, Einschreibung in der Sprachschule, Unterkunft, Versicherungen und solche Dinge geregelt waren, stellte ich mir die Frage, ob in Japan überhaupt Rollhockey gespielt wird. Einige Wochen vor der Abreise aus der Schweiz habe ich dann übers Internet Nachforschung betrieben und entdeckt, dass es Teams in Tokio gab. Auch erinnerte ich mich, dass das japanische Nationalteam an den World Roller Games 2019 in Barcelona teilgenommen hatte.

Wie hast du eine Mannschaft gefunden?

Ich habe ein Team über Social Media gefunden. Ich habe Kontakt mit dem Captain von einem der Teams aufgenommen um zu erfahren, ob ich mich ihnen anschliessen durfte. Da ich aber kein Japanisch sprach und er kein Englisch, war es meine Freundin, welche unsere Gespräche übersetzte. Ich glaube, sie waren über die Anfrage sehr überrascht, aber sie haben mich wirklich gut aufgenommen. Alle sind super Freunde geworden und wir sind weiterhin in Kontakt.

Was bedeutet Rollhockey in Japan? Wie wird trainiert respektive wie ist die Meisterschaft organisiert?

Es gibt ungefähr 15 Teams, die meisten davon in Tokio. Genauso gibt es Herren- und Damenteams, dazu wird Rollhockey an einigen Universitäten gespielt. Das Niveau ist etwa vergleichbar mit der NLC oder NLB in der Schweiz und es gibt vielleicht zwei bis drei Spieler, welche locker die Klasse für die NLA hätten.

Mein Team trainierte jeweils am Samstag oder Sonntag von 9 bis 12 Uhr, ausser es regnete. Wobei bereits ab 10.30 Uhr mussten wir uns die Piste mit einem Rollkunstlauf-Team teilen. Während des ganzen Jahres gibt es verschiedene Turniere, ähnlich zur Altherren-Meisterschaft in der Schweiz. Dabei sind jeweils die Spieler der anderen Teams Schiedsrichter oder Zeitnehmer.

Rollhockey ist in Japan allgemein kaum bekannt. Viele Junge spielen während ihrer Ausbildungszeit an den Universitäten, aber Sport und Arbeit sind in Japan relativ schlecht vereinbar und hören wieder auf.

Hast du an einer Meisterschaft teilgenommen?

Ich habe an zwei Turnieren vor dem Ausbruch der Pandemie mitgespielt. Danach sind alle Turniere annulliert worden und wir konnten nur noch einige Freundschaftsspiele organisieren.

Und ihr habt auf Aussenpisten gespielt?

Ja, es gibt kaum Infrastruktur für Rollhockey. Das meiste ist draussen.

Wie war der Sport von Covid-19 betroffen?

Wie vorhin erwähnt, sind alle offiziellen Turniere abgesagt worden und während zwei Monaten durften wir auch nicht trainieren. Das war während dem Ausnahmezustand im April und Mai 2020. Danach haben wir beinahe normal trainieren können, einzig die Anzahl Teilnehmer war limitiert und wir mussten Masken tragen. Verglichen mit der Schweiz hat die Pandemie deutlich weniger Einfluss aufs alltägliche Leben in Japan gehabt.

Nun bist du zurück in der Schweiz. Wirst du wieder in Genf spielen?

Ja, ich bin immer noch sehr motiviert und werde mich wohl den Jets in der NLB anschliessen. Aufgrund meiner unregelmässigen Arbeitszeiten als Pfleger wird es mir aber nicht möglich sein, alle Trainings und Matchs zu bestreiten.